Neuerungen schürfen - LiveBuch
Viele populäre Eröffnungssystem sind gründlich analysiert und es ist sehr schwierig, bei der Vorbereitung gegen einen theoretisch beschlagenen Gegner theoretische Neuerungen zu finden, mit denen man ihn überraschen kann. Ein Ansatz zum Aufspüren ist die Suche nach selten oder gar nicht gespielten Zügen, die von einer Engine noch eine gute Bewertung bekommen. Dieser Weg wird von vielen Spielern, vor allem von professionellen Schachspielern, eingeschlagen. Man probiert unterschiedliche Fortsetzungen und Ideen in der gewählten Eröffnungsvariante aus und orientiert sich an den Bewertungen der Engine. Die Methode bietet einige Vorteile, kostet aber eben auch viel Zeit.
Das Programm bietet jetzt die Möglichkeit, die Suche nach potentiellen theoretischen Neuerungen automatisiert durchzuführen.
Diese neue - vor Eröffnungsforschung extrem wichtige - Neuerung nennen wir “Neuerungen schürfen“(Novelty Mining), weil sie an das Aussieben von Goldnuggets in einem Haufen von Flusssand erinnert.
Vorgehensweise
Laden Sie eine Eröffnungsstellung in das Brettfenster, die für ihr Repertoire oder die Vorbereitung auf einen Gegner relevant ist. Klicken Sie im Notationsfenster auf den Tab „LiveBuch“. Hier finden Sie den neuen Eintrag “Neuerungen schürfen “.
Nach den Klick wird zuerst einmal der Einstelldialog gestartet. Hier können Sie genau spezifizieren, wie die Suche nach einer spielbaren (brauchbaren) Neuerung von der als Standardengine definierten Engine ausgeführt werden soll.
Folgende Einstellungen sind möglich:
Seite für die eine brauchbare Neuerung gefunden werden soll.
• | Tiefe legt die Schachtelungstiefe der Varianten, die ab der aktuellen Stellung untersucht werden. Die entstehenden Variantenbäume können flacher sein, wenn nicht hinreichend viele Partien dazu gespielt wurden. |
• | Rechenzeit legt das Bewertungsintervall in Hundertstelbauern fest: Wenn ein berechneter Zug einen Wert in diesem Bereich erzielt, gilt er als Treffer. Für Weiß und Schwarz sind die Bereiche unterschiedlich und werden automatisch bei Farbwechsel vorgeschlagen. Je aggressiver/optimistischer sie dieses Intervall ansetzen, desto weniger Treffer gibt es, aber desto schwerer wiegen die Nuggets. |
• | Schon gespielt bezieht sich auf die Zahl möglicher Vorgängerpartien: Bei “Nie” darf der Zug noch nicht in guten Partien gespielt worden sein. Bei “Max. Einmal” wird eine Vorgängerpartie hingenommen. Nebenvarianten haben weniger als 5 Prozent der Gesamtpartien. Bei “Alle Züge untersuchen” entfällt jede Einschränkung. Alle gespielten Züge werden analysiert. Das ergibt dann eine automatische Engineprüfung der nachfolgenden Varianten. |
Hinweis: Die Enginesuche des Schürfens läuft sehr effizient ab. Normalerweise würde man eine Suche mit vielen Multivarianten ansetzen, um breit nach Alternativen zu forschen. Die Multivariantensuche gibt jedoch der Hauptvariante mindestens genau so viel Rechenzeit wie allen anderen Fortsetzungen. Nebenvarianten würden also deutlich flacher gerechnet.
Beim Schürfen werden die häufig gespielten Varianten je nach der Einstellung unter “Schon gespielt” über das UCI-Interface ausgeschlossen. Damit geht die volle Rechenkraft gleich in die Alternativkandidaten.
Beispiel: Das Schürfen findet nach den Zügen 1. e4 c5 2. Nf3 e6 3. d4 cxd4 4. Nxd4 Nc6 5. Nc3 Qc7 6. f4 d6 das Nugget 7.g4 Mit einer Bewertung von >= 0.4.
Führt man auf der Stellung nach 6... d6 eine “normale” Suche mit Stockfish durch, wird dieser bislang nie gespielte Zug auch vorgeschlagen.
Während der Suche wird ein Statusfenster geladen -> Technische Meldungen.
Hier sehen Sie die Fortschritte und ggf. die Anzeige möglicher alternativer Fortsetzungen, bzw. Kandidatenzüge.
Die Resultate werden in die Notation eingefügt, Sie können diese wahlweise abspeichern.